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 Friesach und seine Burg(en)

Donnerstag, 06. Juli 2023

 

Stadtführung und Besichtigung der

"Experimentellen Archäologie" auf der Burg Siegfriedstein.

Treffen mit unseren Kärntner Vereinsfreunden.

 

Schon zeitig in der Früh ging es mit einem eigens dafür gemieteten Bus vom Hauptbahnhof Graz los. Das Wetter war anfangs stark bewölkt, es blieb aber trocken.

In Friesach angekommen, trafen auch einige Mitglieder der Kärntner Grünen Generationplus ein. Anschließend wurden wir kompetent und freundlich durch diese geschichtsträchtige Stadt geführt.

Begonnen wurde am Hauptplatz und dem Stadtbrunnen:

Vorbei an wunderschön restaurierten Häusern erreichten wir bald den Stadtgraben. Als erstes fallen gleich der Pranger und die Bäckertauche auf, die für Bäcker gedacht war, die zu kleine Brote gebacken haben. Am entfernteren Ende des Wassergrabens ist das "Rad der Fortuna" zu sehen. Eine Skulptur von Hans Hoffer (2001), gestiftet von der Springer Maschinenfabrik (Oktober 2013)

Weiter ging es zur Dominikanerkirche St. Nikolaus mit einigen Kostbarkeiten, wie zum Beispiel das Gabelkruzifix oder der wunderschöne Flügelaltar, der von der 1828 abgebrochenen Johanneskirche stammt.

Als letztes besuchten wir noch kurz die römisch-katholische

Pfarrkirche des hl. Bartholomäus, 1187 das erste mal urkundlich erwähnt wurde.

Nach dem Mittagessen im "Goldenen Anker" ging es weiter zur Besichtigung einer Burgbaustelle knapp südlich der Stadt. Das besondere daran ist das Arbeiten im Rahmen der "Experimentellen Archäologie". In diesem "Geschichtslabor", wie die Mitwirkenden ihr Projekt gerne bezeichnen, wird mit historisch belegten, mittelalterlichen Methoden die Burg "Siegfriedstein" errichtet - das heißt, ohne Strom und Maschinenkraft - nur mit Handwerksgeschick, tierischer Unterstützung und natürlichen Baustoffen.

Steinmetze fertigen in aller Ruhe Stein um Stein für die Burgmauer an Ein handbetriebenes Sägewerk zeigt, wie mühsam es war, Holzbretter aus Baumstämmen heraus zu arbeiten. Die Sprichwörter aus diesen Tagen bekommen einen neune Sinn: "Aufschneider" war der, der die Säge nach oben zog und der "Obizarer" stand unterhalb und zog die Säge wieder nach unten.

 

Nächste Attraktion - die Schmiede: da konnten wir zusehen, wie ein Eisenstück zur Verstärkung einer Wagen-Deichsel gerade angefertigt wurde. Uns wurde erklärt, dass auch die verwendeten Werkzeuge eben nicht bei einem Baumarkt erworben werden, sonder auch hier gefertigt werden, wie zum Beispiel die Meißel für die Steinmetze.

Weiter ging es zu den Zimmermeistern, die die Holzbalken für Wände, Durchgänge, Bau-Gerüste und vieles mehr herstellen. Uns wurde auch eindrucksvoll vorgeführt, wie man mit einer Schnur, in der Knoten in regelmäßigen Abständen eingearbeitet sind, einen rechten Winkel erzeugen kann.

Nach der "Dachschindel-Werkstatt" wurden wir in die Philosophie der Zunft-Zechen eingeführt. Vorgabe ist eine Steinscheibe, in der Linien eingearbeitet sind. Ein Zunftzeichen musste aus einer Kombination dieser Linien bestehen. So war gesichert, dass ein solcher Zunft-Nachweis keine Fälschung war.

Nun kam der Höhepunkt in mehrerer Hinsicht - Der Wohnturm!

Inzwischen ist er schon recht weit gediehen. Spannend auch die Gerüstbauten, die um den Turm herum an den Mauern befestigt sind. Werden sie abgebaut, sägt man sie einfach an der Mauer ab. Der Rest des Holzes wird sich selbst überlassen und morscht mit der Zeit einfach heraus. Die Löcher bleiben bestehen und sind oft auch heute noch zu sehen.

Wer wollte, hatte die Gelegenheit, den Turm innen zu besichtigen. Dazu musste man eine steile und sehr unregelmäßig gezimmerte Stiege erklimmen. Oben angekommen, erkannten wir Bauelemente wieder, deren Herstellung wir zuvor in den Werkstätten verfolgen  konnten. Die Blockstube mit dem imposanten Torbogen ist schon im Großen und Ganzen fertig.

Kurios - bei der Betätigung des Krans muss man sich auf akustische Verständigung verlassen, denn eine Sichtverbindung gibt es keine.

Vorbei am Mörtelmischplatz ging es wieder hinunter zum Kalklager und zur Kalkbrennerei. Diese Lager sind mit Absicht weiter weg gebaut, da gebrannter Kalk bei Kontakt mit Wasser sehr heftig reagiert. Dabei entsteht unter Volumenvergrößerung und starker Wärmeentwicklung gelöschter Kalk, chemisch Calciumhydroxid Ca(OH)2. Calciumoxid und Wasser reagieren zu Calciumhydroxid. Je nach Menge der Wasserzugabe spricht man von Sumpfkalk, Kalkfarbe oder Kalkmilch.

Zum Abschluss begegneten uns noch ein paar "Bio"-Rasenmäher.

Text und größtenteils auch die Fotos von Lydia Reinprecht